Hardware für RISC OS

An english version is not yet(?) available...

Als 2006 Castle Technology verkündete, den RISC OS 5-Sourcecode freizugeben (unter einer etwas merkwürdigen Shared Source-Lizenz), hatten die größten Optimisten die vage Hoffnung, dass eventuell mit viel Glück vielleicht mal die Möglichkeit bestünde, RISC OS auf neuerer Hardware als einem IYONIX pc laufen zu lassen.

2009 passierte dann das "Wunder von RISC OS": Jeffrey Lee verkündete die Verfügbarkeit des "OMAP-Ports" von RISC OS für das BeagleBoard mit dem TI-OMAP-ARMv7-Cortex-A8-Herz.

Inzwischen ist RISC OS 5 in den Varianten OMAP3 (BeagleBoard, BeagleBoard-xM, OpenPandora, IGEPv2), OMAP4 (PandaBoard), BCM2835 (RaspberryPi) und IOMD (Risc PC, A7000(+) und entsprechende Emulatoren) verfügbar.

In diversen Foren taucht immer wieder die Frage auf, welche Hardware denn nun empfohlen wird. Die Antwort darauf kann nur ein entschiedenes "Kommt drauf an" sein, denn je nach Anforderungen und Budget ist eben die eine oder eher die andere Plattform zu empfehlen.

Diese Seite versucht die Frage nach Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Hardwareplattformen zu klären. Statt einer schäbigen Vergleichstabelle gibt es reichlich Prosa zu lesen. Für die Emulatoren gibt es eine extra Seite.

Wer sich für Retro-RISC OS-Hardware interessiert, sollte hier schmökern.

Die Vergleiche der Hardware sind unter RISC OS-Gesichtspunkten geschrieben, also bezüglich des Status Quo der Ausnutzbarkeit von RISC OS. Wenn eine Hardwareplattform also tolle Dinge wie Multicore, 3D-Beschleuniger, DSP, Bluetooth und WLAN integriert hat, gibt das keine Pluspunkte. Gleichwohl werden solche Dinge ab und an erwähnt.

Die Hardware-Plattformen in der Übersicht:

BeagleBoard

Das BeagleBoard ist quasi der Urvater der modernen RISC OS-Hardware-Welt. Mit ihm begann 2009 die neue RISC OS-Zeitrechnung. Zunächst mit dem klassischen BeagleBoard - 600 MHz, 256 MB RAM, klein und kompakt. Um daraus einen richtigen RISC OS-Rechner zu machen, war ein vielportiger USB-Hub empfehlenswert mit USB-NIC, USB-Platte, USB-Stick usw.

Cortex-A8 mit 1 GHz und 512 MB RAM - das sind die Rahmendaten des BeagleBoard-xM, der letzten Inkarnation des BeagleBoard. Das Betriebssystem wird über eine microSD-Karte geladen, der Monitor über HDMI angeschlossen, ein 4-Port-USB-Hub ist genau wie Ethernet "on board" und erlaubt so in vielen Fällen einen Betrieb ohne externen USB-Hub.

Die BeagleBoard-Portierung von RISC OS ist sicherlich in der "neuen Welt" der stabilste und am besten abgehangendste. Wer nicht die höchsten Ansprüche an die CPU und RAM-Geschwindigkeit stellt, wäre sicherlich wunschlos glücklich - aber es gibt einige Haken. Zunächst handelt es sich bei der CPU um eine ARMv7-Implementierung. In ihrer unendlichen Weisheit hat hier ARM das Verhalten bei Non-Aligned-Speicherzugriffen inkompatibel zu ARMv5 geändert. Das heißt leider, dass nicht jede Software, die für den IYONIX 32bit-kompatibel gemacht wurde, auf dem BeagleBoard läuft. Zur Linderung des Schmerzes gibt es den Aemulor Pro.

Vorteile:

Nachteile:

PandaBoard

Das PandaBoard - insbesondere in der ES-Variante - markiert derzeit die technologische Spitze der RISC OS-Hardware-Welt. Dual-Core Cortex-A9 mit 1,2 GHz (TI OMAP 4460) und 1 GB RAM sind die Eckdaten der Hardware.

Obwohl RISC OS noch nicht mehr als einen CPU-Core verwenden kann, bietet der Cortex-A9 trotzdem einen erheblichen Performancegewinn, der weit über das hinausgeht, was die etwas höhere Taktrate verspricht: der Cortex-A9 ist deutlich effizienter pro MHz gegenüber dem Cortex-A8. Dazu kommt die deutlich schnellere Anbindung des Hauptspeichers. Der VFP-Teil des Cortex-A9 ist ebenfalls deutlich schneller als sein A8-Counterpart.

Vorteile:

Nachteile:

Raspberry Pi

2012 war das "Jahr des Pi". Nicht nur die Hardware wurde released, sondern auch das offizielle RISC OS-Release für den Raspberry Pi. Es entstand ein beispielloser Hype rund um den kleinen Pi - natürlich nicht wegen RISC OS, sondern wegen seines unglaublich niedrigen Preises von rund 35? für das "Model B".

In Windeseile hat sich der kleine Kerl über die Welt verbreitet, von der Robotersteuerung über Hausautomation bis zum Mediencenter reichen die Anwendungsgebiete. Und eben als RISC OS-Rechner. Adrian Lees, Theo Markettos und RISC OS Open waren die Geburtshelfer.

Die Hardware basiert auf einem Broadcom BCM2835, einem hochintegrierten SoC, von vielen beschrieben als "Grafikchip mit angeschlossenem ARM-Kern", weil eben jener ARM-Kern mit seinen 700 MHz (von den Mutigen übertaktbar bis auf 1 GHz) nicht der schnellste ist, basiert er doch auf dem ARM1176, also ARMv6.

Den Raspberry Pi gibt es als "Model A" als preiswerte Einstiegsvariante (1x USB, kein Ethernet, 256 MB) und als "Model B" für ein paar Euro mehr (2x USB, Ethernet, 512 MB). Aus RISC OS-Sicht gibt es eigentlich nur einen Anwendungsfall, in dem das "Model A" zu bevorzugen ist: als mobiler Rechner z.B. als Kompagnon zum Motorola Lapdock, wenn die Netzwerkverbindung über einen UMTS-USB-Stick hergestellt wird. Hier kann das "Model A" seinen deutlich niedrigeren Stromverbrauch als entscheidenden Vorteil ausspielen. Und RISC OS kommt ja in den allermeisten Fällen mit 256 MB prächtig aus.

Vorteile:

Nachteile:

IYONIX pc

RISC OS 5 wurde ja quasi für den IYONIX pc ins Leben gerufen. Die Implementierung für den XScale 80321, die GeForce-PCI-Grafikkarte und weitere Standardkomponenten aus der PC-Welt war die erste für den RISC OS HAL. Obwohl die ARMv5-Implementierung des XScale mit seinen 600 MHz etwas abstinkt gegen die SoCs der neuen Welt (langsames RAM, kein 2nd level cache, kein VFP, kein NEON), ist der IYONIX immer noch bezüglich I/O der Maßstab: UltraDMA-IDE für die Platte und Gigabit Ethernet fürs Netzwerk.

Vorteile:

Nachteile:

Risc PC, A7000(+)

Als RISC OS 3.8 während der Pace-Ägide "ver-HAL-t" wurde, gab es initial natürlich nur IOMD-Hardware, um alles zu testen. So entstand die IOMD-HAL-Version von RISC OS. Allerdings hatte das Dingens nur Prototyp-Qualität, da später natürlich alle Energie in die IYONIX-Version investiert wurde - schließlich gab es mit RISC OS 4 ja auch eine prima Version für die alten Rechner.

RISC OS Open hat dann, vor allem mit Zielrichtung RPCEmu, die IOMD-Version zur Reife entwickelt. Auch in 32bit-Konvertierungen diverser Podule-Treiber wurde investiert, im Moment sind aktualisierte Module für diverse Netzwerkkarten (EtherB, EtherH, EtherY) und das klassiche Acorn SCSI-Podule verfügbar.

Zu beachten ist, dass - obwohl die Hardware natürlich noch 26bit-Code ausführen könnte - nur noch 32bit-kompatible Software funktioniert.

ROMs gibt es bei RISC OS Open Ltd. für schmale 30 UKP zu kaufen.
 


Home © 2014 Steffen Huber, steffen@huber-net.de

Valid HTML 4.01!